An diesem Tage, der uns das Fest der Weihnacht darstellen soll, ist es wohl angemessen, ein wenig unsere sonstigen Gepflogenheiten dahin zu ändern, dass wir absehen von dem Suchen nach Erkenntnis und nach Wahrheit und stattdessen Einkehr halten in jene Gefühls- und Empfindungswelt, welche auferweckt werden soll durch jenes Licht, das wir aus der Geisteswissenschaft heraus erhalten.
Jenes Fest, das nun wieder herannaht und das unzähligen Menschen ein Fest der Beseligung im schönsten Sinne des Wortes ist, es ist in dem Sinne, wie es aufgefasst werden muss durch unsere anthroposophische Weltanschauung, noch nicht ein sehr altes Fest. Was man die christliche Weihnacht nennt, war nicht sogleich da, als das Christentum in die Welt eingezogen ist. Die ersten Christen hatten ein solches Weihnachtsfest noch nicht. Sie feierten nicht die Geburt des Christus Jesus. Und es vergingen fast drei Jahrhunderte, bevor das Geburtsfest des Christus Jesus innerhalb der Christenheit gefeiert worden ist.
In den ersten Jahrhunderten, als das Christentum sich durch die Welt verbreitete, da war es entsprechend den Empfindungen und Gefühlen in den Seelen derer, welche den Christus-Impuls gefühlt hatten, dass sich diese Menschen recht sehr zurückzogen von dem in der damaligen Zeit statthabenden äußeren Leben, wie es sich seit alten Zeiten heraufverpflanzt hatte und wie es zur Zeit des Christus-Impulses geworden war. Denn als eine dunkle Ahnung stieg es in den Seelen der ersten Christen auf, dass sie entstehen lassen sollten den Impuls zu einer Neugestaltung der Erdendinge, zu einer solchen Gestaltung der Erdendinge, welche durchzogen ist gegenüber dem Früheren von neuen Empfindungen, neuen Gefühlen, vor allem aber von einer neuen Hoffnung und einer neuen Zuversicht für die Menschheitsentwicklung. Und was dann heraustreten sollte auf den Horizont des großen Weltendaseins, das sollte seinen Ausgangspunkt nehmen wie ein geistiger Keim – wir können sagen »buchstäblich« – im Innern der Erde.